Bericht: Fahrradsternfahrt „A20 adieu!“

Am vergangenen Wochenende beteiligte sich auch das Elbe-Weser-Dreieck am bundesweiten Aktionswochenende für eine Verkehrswende, gegen Autobahn- und Fernstraßenbau.

Am Samstag lag der Schwerpunkt bei Fahrraddemonstrationen entlang der A 20 in Schleswig-Holstein. Als Zeichen dafür, dass Länder überschreitend ein gemeinsames Ziel verfolgt wird, führten Fahrraddemonstrationen aus Hemmoor und aus Stade über die Fähre bei Wischhafen zur Kundgebung in Glückstadt. Dort trafen sie mit der ostelbischen Fahrraddemonstration von Verbänden und Initiativen zusammen.

In Glückstadt wies Sibylle Petersen vom NABU Glückstadt darauf hin, dass die Fähre Wischhafen – Glückstadt im Sommer bis zu 600 Fahrradfahrer am Tag befördert. Ein Autobahntunnel unter der Elbe wäre das Aus für die Fähre. Radfahrende wären gezwungen, bis Wedel bei Hamburg zu fahren, um die Elbe zu queren. Eine Fähre ohne Wartezeiten wäre möglich, mit Hilfe einer Verlegung des Anlegers und neuen umweltfreundlicheren Fähren. Die Regierungen geben dafür aktuell keine Unterstützung, mit Verweis auf die geplante A 20. Dass das auch die auf der Fähre Arbeitenden sorgt, zeigte die spontane Reaktion eines Fähr-Mitarbeiters: Er brachte Kabelbinder und forderte  auf, die große A 20 nie-Fahne doch deutlich sichtbar oben auf der Fähre anzubringen.

Am Sonntag folgten Fahrrad-Sternfahrten weiter westlich, eine davon im Bremervörder Raum.

Zeitgleich starteten in Bremervörde und Burweg zwei Gruppen mit ihren Rädern. Ihr gemeinsames Ziel: die geplante A20-Auffahrt an der L 114 in Forst zwischen Elm und Estorf, die gleichzeitig die Schnittstelle zwischen den A20-Abschnitten 6 (Bremervörde) und 7 (Estorf bis Kreuz Kehdingen) darstellt.

Sie kamen aus den Orten entlang der Route, wie Bremervörde und Elm, aus Burweg, Oldendorf und Estorf, aber auch aus anderen Orten an der Autobahn wie Hipstedt, Frelsdorf, Himmelpforten und Hammah. Selbst aus Zeven, Buxtehude, Bremerhaven und Cuxhaven hatten einzelne den Weg zu dieser Fahrrad-Sternfahrt gefunden.

Die 100 Teilnehmenden wollten damit ein Zeichen setzen gegen das klimaschädlichste und naturzerstörerischte Autobahnprojekt im Bundesverkehrswegeplan, gegen die A 20. Sie folgten damit dem Aufruf der Bürgerinitiative A 20-nie! Hipstedt und umzu, der BUND Kreisgruppen Rotenburg und Stade, der NABU-Kreisverbände Bremervörde-Zeven und Stade, von „Zukunft für Burweg“, der Betroffenengemeinschaft Abschnitt 7 und des Aktionsbündnisses Bremervörde.

Am Bahnhof in Bremervörde forderte Hermann König: „Keine weitere Versiegelung und Zerschneidung der Landschaft durch Autobahnbau!“ Ein weiterer Flächenverbrauch für Straßen schränke die Mobilität anderer Verkehrsteilnehmer ein. Für die Landwirtschaft und die Natur fehlen jetzt schon Flächen. Es geht um Ernährungssicherheit, um Klimaausgleich und Artenschutz, nicht um Nebensächlichkeiten.

In Elm ging Ursula Trescher auf Argumente der Befürworter einer Autobahn ein. „Autobahn wird mit Schnelligkeit gleichgesetzt – aber stimmt das hier wirklich?“, fragte sie. Die Verbindung von Bremervörde nach Stade auf der bisherigen Bundesstraße ist 30 km lang, die über eine fertig gestellte A 20 und A 26 wäre 45 Kilometer lang. Nach Hamburg-Zentrum seien es jetzt über die B 74 und die A 26 laut Google 86 km. Die geplante Strecke über die A 20 wäre ca. 100 km lang. Diese längeren Strecken wären nur mit sehr hoher Geschwindigkeit wettzumachen. Wer aufs Geld achten müsse oder wegen Lärm, Klima und Umwelt gar nicht schnell fahren wolle, habe keine Vorteile.

Auch die lange Bauzeit mit viel Schwerverkehr – Sand, Beton, Asphalt, Stahl – müsse bedacht werden. Gerade die Elmer seien jetzt schon mit den Straßenbaustellen erheblich beeinträchtigt.

In weiteren Redebeiträgen wurde ein Gesamtverkehrskonzept von den Städten bis in das letzte Dorf gefordert. Es gehe darum, den Zwang zur Autonutzung Schritt für Schritt zu verringern. „Wir brauchen Verkehrsmittel, die alle nutzen können, unabhängig vom Geldbeutel, vom Autobesitz, vom Alter.“ Die Grundlage dafür sei ein zu schaffendes dichteres Bahnnetz, verknüpft mit Bussen und Formen der flexiblen Bedienung wie Sammeltaxis.

Die zügige Wiedereröffnung der Bahnlinien von Stade über Bremervörde nach Bremen und von Bremervörde über Zeven nach Rotenburg sei unerlässlich und könne bei entsprechendem politischen Willen schon in in den nächsten Jahren erfolgen. Durch die Mitnahme von Fahrrädern in den Zügen – also die Kombination von Bahn und Rad – erweitere sich der Radius für Radfahrer deutlich. Wenn Mittel von der A 20 hin zu ihren Alternativen umgeschichtet würden, sei die Finanzierung kein Problem. „Wir brauchen ein 9-Euro-Ticket. Die Probephase hat gezeigt, dass der Bedarf da ist.“, fordert Hermann König von der Bürgerinitiative.

Mit ihrer Kundgebung am Ort der geplanten Autobahnauffahrt machten die A20-Gegner noch einmal deutlich, dass ein 200 km langer Autobahnneubau durch 80% Moor- und Marschböden mit den Erkenntnissen zu Klimawandel und Biodiversität nicht zu vereinbaren ist. „Die Politik ist dringend aufgefordert, eine soziale und klimagerechte Mobilitätswende einzuleiten. Alternativen sind machbar“, sagen die A20-Gegner.

Einen gemeinsamen Abschluss fand die Sternfahrt in Gräpel direkt an der Oste.

Parallel zu dieser Sternfahrt gab es eine Fahrradsternfahrt westlich der Weser, aus Ammerland, Friesland, Oldenburg und Stadland mit 2800 Protestierenden.

Foto Andreas Werda
Foto Manfred Wetzel
Foto Ursula Trescher
Foto Ursula Trescher
Foto Cord Cordes
Foto Ursula Trescher
Foto Ralf Faber
Foto Ralf Faber
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